Am 13. Mai 2024 fand die letzte und zugleich grösste Veranstaltung der Reihe Sicherheitsperspektiven statt. Die Technische Fachschule Bern organisierte für und mit Regierungspräsident Philippe Müller einen Workshop-Vormittag mit anschliessender Podiumsdiskussion.
Insgesamt nahmen daran 50 Lernende aus den Berufen PolymechanikerIn EFZ, KonstrukteurIn EFZ, ElektronikerIn EFZ sowie InformatikerIn EFZ sowie drei Expertinnen und Experten der Berner Fachhochschule (BFH) und drei Spezialisten der Berner Kantonspolizei teil. Die Lernenden rotierten durch die verschiedenen Workshops zu den Themen Mobilität, Cybersicherheit, Gesellschaft im Wandel sowie Sport- und Musik-Grossveranstaltungen. Regierungspräsident Philippe Müller mischte sich dabei unter die verschiedenen Gruppen, die sich angeregt mit den Expertinnen und Experten von Akademie und Polizei austauschten. Die Ergebnisse der Workshops wurden anschliessend im Plenum zusammengetragen und diskutiert. Die Lernenden formulierten auch Forderungen an die Politik. Regierungspräsident Philippe Müller gewann daraus verschiedene interessante Erkenntnisse:
1. Erkenntnis
Jugendliche haben grosses Vertrauen in die öffentlichen Institutionen.
Gerade die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs aber auch Sicherheitsorganisationen wie die Kantonspolizei geniessen ein hohes Ansehen. Man schätzt ihre Zuverlässigkeit (für den öffentlichen Personenverkehr) und wendet sich bei Fragen und Problemen an sie (für die Kantonspolizei). In Bezug auf die Polizei haben die Jugendlichen ein differenziertes Bild: Sie nehmen die Polizei generell unterstützend wahr, in gewissen Situationen jedoch auch repressiv, z.B. im Kontext von Grossveranstaltungen im Sportbereich.
2. Erkenntnis
Junge Erwachsene sind mit den Chancen und Risiken moderner Technologien vertraut.
Sie nutzen die verschiedenen zur Verfügung stehenden digitalen Instrumente intensiv, ein grosser Teil der Lernenden ist aber auch schon mit Cyberkriminalität in Berührung gekommen. Sie haben eine pragmatische und lösungsorientierte Haltung gegenüber den Gefahren im Cyberbereich. Aus Sicht der jungen Erwachsenen sollte die Politik z.B. über die Einführung eines Gütesiegels für Datensicherheit nachdenken.
3. Erkenntnis
Gegenüber Suchtmitteln nehmen die Jugendlichen eine tendenziell repressive Haltung ein und sind sich der Gefahren bewusst.
Den Jugendlichen sind die enthemmenden Wirkungen von verschiedenen Suchtmitteln bekannt. Sie kritisieren den unterschiedlichen und teilweise inkonsequenten Umgang mit Suchtmitteln durch die Gesellschaft. Warum wird vor Zigarettenrauchen offensiv gewarnt, vor Alkoholkonsum hingegen weniger? Warum sind gewisse Suchtmittel streng verboten und stehen unter Strafe, andere hingegen jedoch nicht, obwohl deren Gefährlichkeit erwiesen ist? Aus Sicht der jungen Erwachsenen sollte die Politik diese bestehenden Lücken schliessen resp. bestehende Inkonsistenzen auflösen. Auf die Gefährlichkeit von Alkohol sollte aus Sicht einiger Teilnehmenden vermehrt hingewiesen werden.
4. Erkenntnis
Jugendliche machen sich differenzierte Gedanken zur Gerechtigkeit von Strafen und zur Sinnhaftigkeit des gültigen Strafenkatalogs.
Wie bereits unter 3. aufgeführt, weisen die Jugendlichen auf Inkonsistenzen im strafrechtlichen Umgang mit Suchtmitteln hin. Auch im Verkehr machen die jungen Erwachsenen Lücken im Strafenkatalog aus. Während Vergehen im Autoverkehr hart und aus ihrer Sicht gerecht bestraft werden, bestehen im Umgang mit e-Bikes oder e-Rollern noch Lücken. Auch diese Lücken sollten durch die Politik geschlossen werden.
5. Erkenntnis
Die sich verändernden sozioökonomischen Bedingungen werden aufmerksam registriert, schmälern jedoch den zuversichtlichen Blick in die Zukunft nicht.
Während früher eine Person eine vierköpfige Familie ernähren konnte, ist dies heute nicht ohne weiteres möglich. Darüber sind sich die jungen Erwachsenen im Klaren. Auch über die Möglichkeiten und Bedingungen für Teilzeitarbeit sind die Lernenden informiert. Trotz verschiedener Herausforderungen zeigen sich die Jugendlichen ambitioniert und haben positive Erwartungen an ihre Lohnentwicklung und zukünftige Kaufkraft.
6. Erkenntnis
Armee und Zivilschutz sollten ihre Sinnhaftigkeit noch besser darstellen sowie die Vereinbarkeit mit dem zivilen Leben weiter verbessern.
Den Lernenden sind die Funktionen und Notwendigkeiten von Armee, Zivilschutz und Zivildienst grundsätzlich bekannt. Sie weisen jedoch darauf hin, dass die anstehenden Dienste in eine Lebensphase von grossen persönlichen Veränderungen fallen (Beginn der Berufskarriere, Weiterbildungen, Beziehungsentwicklung). Nicht immer sind die persönlichen Interessen und Motivationen mit den Anforderungen von Armee, Zivilschutz und Zivildienst gut vereinbar. Sie richten deshalb den Appell an die Politik, diese Vereinbarkeit weiter zu stärken. Die zentrale Rolle des Milizwesens für die Gesellschaft ist ihnen jedoch bewusst.
In seinem Abschlussvotum zeigte sich Philippe Müller von der tollen Diskussionskultur der Lernenden begeistert und beeindruckt. Die jungen Erwachsenen haben bei ihm, aber auch den anwesenden Expertinnen und Experten von BFH und Kantonspolizei, einen sehr engagierten Gesamteindruck hinterlassen. Sie haben zu verschiedenen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen differenzierte Haltungen und zeigen sich interessiert und aktiv.